1945 bis 1947

Der schrecklichste aller Kriege hatte sein Ende gefunden. Ohne zögern gingen wir daran, die Gesellschaft auf den alten, bewährten Fundamenten wieder aufzubauen. war der uns entstandene Materialschaden auch erheblich, so blieb uns doch das Ratsgestühl, die Ratsmützen, Banner, Fahnen und ein Teil der Dekorationen."
Unter dem „Ersatz"-Vorsitzenden Jupp Lehmann, der den noch abwesenden Jupp Bichler zu vertreten hatte, wurden die Geschäfte wieder aufgenommen. Geschäftsführer war Adolf Esser, Schatzmeister Toni Petry.
Die Kriegszerstörungen erzwangen erneut Ortswechsel: wie bereits in der Vergangenheit wurde das Lokal Wipperfürth wieder Sitzungsort. Karnevalssonntag, dem 3. März 1946 wurde die erste Sitzung nach 6 Jahren Abstinenz durchgeführt.
Die Bilanz für den Karneval nach den Jahren der Nazi-Diktatur mag ein Zitat belegen: „Wie traurig sah der Karneval damals aus! Kein Licht in den Straßen. Die Straßenbahn hat erneut notdürftig aber unzuverlässigen Betrieb eingeleitet. Die Not an Schuhen und Kleidern ist groß, hat man doch seit über sechs Jahren nichts anschaffen können. Wo ist die Kölner Lebensfreude geblieben? Der Hunger scheint aus jedem Gesicht heraus. Das Kostüm und Masken tragen war von der Besatzungsbehörde nicht gestattet worden. Zum Feiern hatte auch niemand recht Lust, denn es fehlte an allem....
Kein Theater und Kino steht mehr in Köln. Kein Alkohol, keine Tabakwaren, die Grundbedingung für ein behagliches Verweilen, sind käuflich, die Ernährung ist schlecht.... (Fuchs-Schwering, Kölner Karneval, Bd. 1, S.101).
Daß nach allem, was sich in den letzten Jahren ereignet hatte, der Anfang nicht leicht war, lag nicht nur an den aufgezeigten materiellen Schäden, an dem Mangel an fast allem. Auch die immateriellen Schäden, die Trauer um den Verlust lieber Menschen, Trauer über den Untergang des alten Köln mit seiner Geschichte, seinen Traditionen, die Scham bezüglich der schrecklichen Taten, die der Öffentlichkeit nun dokumentiert wurden, das alles machte den Neuanfang so unendlich schwierig. Unser Insulaner-Chronist Bichler hierüber:
„Gewiß hat mancher den Kopf geschüttelt und viele unserer Freunde sind weggeblieben, weil sie mit dem ihnen durch den Krieg zugefügten Schmerz noch nicht fertig werden konnten„.
Ein „Rheinischer Abend„ im Niehler Ballhaus, geleitet von Jupp Lehmann am 9. November 1946 eröffnete für die Insulaner die Session 1946/47.
Für die folgenden Veranstaltungen ging man wieder zum „Wipperfürth„ auf die Neusser Straße, nachdem man sich mit der Kölner Arbeiterwohlfahrt geeinigt hatte, die dort zur Linderung des allgemeinen Elends eine öffentliche Suppenküche betrieb.
Inzwischen hatte sich, mit Beginn des Jahres 1947, der Festausschuß des Kölner Karnevals wieder gegründet. Die siebzehn vertretenen Gesellschaften wählten Albrecht Bodde (-1954) zum neuen Vorsitzenden.
Auf der Jubiläumssitzung der Insulaner zum 20. Gründungstag am 15. Februar 1947 konnte Albrecht Bodde dem Jubilar die Glückwünsche des Festausschusses überbringen. Die Holzorden des ersten Nachkriegsjahres konnten jetzt wieder durch normale Orden ersetzt werden.
Das Jubiläumsjahr war durch viele weitere Aktivitäten geprägt: so ein Frühlingsfest mit Theateraufführung durch die Mitglieder und eine Dampferfahrt am 26. August 1947 auf dem Rhein.
 
Der zur Theateraufführung bereits genutzte Agnessaal wurde auch Veranstaltungsort der Feier zum 11. im 11. am 10. November 1947. Hans Jonen, dessen man zuvor im „Kappes„ gedacht hatte, hatte mit seinem Lied das Motto der Nachkriegszeit geprägt: „Kölsche sinn nie klein ze krigge.„ Oder, wie es auf einem Plakat dieser Zeit hieß:
-Kölle läv und deit sich räge,
wenn sich alle Häng bewäge.
Dröm sag nit: Ich ben et satt,
Denk: et eß ding Vatterstadt!