Normalität schien eingekehrt zu sein: Der erste Weltkrieg, die „Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts", lag 8 Jahre zurück, die drückenden, scheinbar unerfüllbaren Bedingungen des Versailler Friedensvertrages von 1919 standen einer Normalisierung des politischen, sozialen, kulturellen Lebens im deutschen Reich offensichtlich nicht mehr entscheidend im Wege.
Inflation und Ruhrbesetzung lagen 4 Jahre zurück, man fasste wieder Fuß, die nationalistische Empörung wich ruhiger Einschätzung der Lage Deutschlands und seiner Möglichkeiten. Mit einer Verbesserung der Beziehungen zu Frankreich seit dem Vertrag von Locarno waren die Voraussetzungen geschaffen für das Ende des britischen Besatzungsregimes im Rheinland und in Köln, das seit Dezember 1918 in Köln existierte und anfänglich aus über 50.000 Soldaten bestand, im Laufe der Jahre auf ca. 10.000 reduziert wurde. Am 31. Januar 1926 ziehen die englischen Soldaten nun endlich ab. Zu einer Befreiungsfeier am 26. März 1926 kommt Reichspräsident Hindenburg nach Köln. Oberbürgermeister Adenauer spricht vom Ende einer siebenjährigen Leidenszeit und, daß nun ein „wahrhaft neuer Geist" einziehen kann. Da die Karnevalsumzüge noch verboten sind, finden 1926 die Maskenbälle regen Zuspruch. Nun, ein Jahr später, 1927 also, kann auch, und erstmals seit dem Jahr des Ausbruchs des 1. Weltkrieges 1914, wieder ein Rosenmontagszug gehen. Die zwölfjährige Unterbrechung läßt für den Neuanfang am 28. Februar nur eine „Bunte Kappenfahrt" zu. Das Motto des Zuges „Aus der neuen Zeit" macht deutlich, daß man glaubt, vor einem Neuanfang zu stehen, einem Aufbruch in eine neue Zeit entgegensehen zu können. Vor diesem Hintergrund war Aufbruch allgemein und auf vielen Feldern zu erleben. Mit CiIly Aussem wird eine Kölner Tennisspielerin Deutsche Meisterin, der legendäre Kölner Ruderachter wird Deutscher Meister, die Riehler Heimstätten werden eröffnet und man beginnt mit dem Bau der Mülheimer Brücke. Bei soviel Aufbruch darf der Karneval nicht fehlen — hier grassiert das Gründungsfieber: die „Großen Dünnwalder" werden gegründet, ebenso die „ Kölschen Grielächer" und die „Fidelen Burggrafen". Aber vor allem die „Närrischen Insulaner". Nur wären die Insulaner nicht „Närrisch" und nicht „Insulaner", rankten sich nicht Geheimnisse um Gründung und Gründungsdatum. So berichtet also die Legende, daß sich bereits ein Jahr zuvor, also 1926, honorige Herren in der Gaststätte Jakob Klein, Merheimer Str. 392, getroffen haben, Gefallen aneinander fanden, kräftig zechten, nicht weichen wollten bis sie der Rausschmiß traf. So durch ein hartes Schicksal zusammen geschweißt taten sie, was Deutsche, zumal Kölner, dann zu tun pflegen: Sie gründeten den Stammtisch „Erus jeschmesse Jäß", alsbald, wegen der Insellage der Stammkneipe die „Närrischen Insulaner". Silvester 1926 fand unter der Leitung des Präsidenten Hermann Schorn, der dieses Amt aber nur 1 Jahr innehatte, eine erste, dem Chronisten zufolge glänzend verlaufene Sitzung statt.