1954 bis 1959

Im Mai 1954 ging es in die Eifel (Bitburg) und an die Mosel (Briedel). Auch diesmal wohl kaum eine trübsinnige Veranstaltung.
Hatte man in der Session 1952/53 Dölfes Esser für seine 25jährige Geschäftsführertätigkeit ehren können, ist jetzt Jean Jansen 25 Jahre Mitglied im Verein.

Das Motto des Zuges ist 1955 „Lachende Sterne über Köln“. Das Dreigestirn wird von 3 Gesellschaften gestellt: Alfred Neven-DuMont von der Ehrengarde als Prinz, Hans Borgel von der Schäl Sick als Bauer, Günter Balve als Jungfrau von den Blauen Funken. Für die Insulaner-Gruppe im „Zoch“ galt das Motto: „Stäneklor kontra Stänevoll“.
Auf dem Festwagen wartete die Hausmutter mit dem Teppichklopper auf ihren „stänevollen“ Allerliebsten. Alkoholiker und sonstige Zeitgenossen begleiteten die Gruppe, die ein großes Presseecho erhielt.
-1955-
Das Jahr 1955 hatte aber auch einen anderen Jubilar: Jupp Bichler konnte 25 Jahre Präsidentschaft an der Spitze der Insulaner feiern. Thomas Liessem schrieb über den Architek-ten Jupp Bichler, den seine berufliche Tätigkeit nach Mün¬chen geführt hatte, der aber seit 1953 wieder in Köln wohn¬te: „Die Insulaner“ sind in 25 Jahren mit Jupp Bichler gut gefahren, und wenn er nunmehr den Silberkranz um seine Präsidentenmütze legt, dann sollten nicht nur die Insulaner diesem Manne Dank zollen für seine rührige Tätigkeit an der Spitze dieses angesehenen Vereins im Norden von Köln. Er ist heute noch so frisch und munter, daß er noch lange Jahre das närrische Ruder der,,lnsulaner“ führen kann und führen wird zum Wohle eben der „Närrischen Insulaner“ selbst als auch zum Wohle unseres Kölner Karnevals.“

Dölfes Esser hat Jupp Bichler ein sehr schönes und launiges Denkmal gesetzt im Liederheft von 1956, dabei auch erinnernd, daß Jupp Bichlerja nicht nur der Präsident im Elferrat war sondern auch in der Bütt, als Krätzchenssänger und mit seinem Schwager Jupp Vogt auch im Duett auftrat. Ganze 33 Jahre war Jupp Bichler alt, als er 1931 das Präsidentenamt übernahm, um bei solidem Finanzgebaren (Motto: „Keine Ausgabe ohne Zahlungsdeckung") dem Verein in den folgenden Jahrzehnten ein großes Ansehen weit über den Kölner Norden hinaus zu verschaffen. Dölfes Esser resümiert im o.a. Liederheft: „Der Aufstieg der Gesellschaft aus kleinstem Anfang bis zur heutigen Größe sind sein Verdienst und seiner zielstrebigen Initiative zu verdanken."
Mit Jupp Bichler konnten zwei weitere Jubilare für 25jähri-ge Mitgliedschaft geehrt werden: August Franz, der als Schreinermeister viel für das Mobiliar der Gesellschaft geleistet hatte, und Jupp Saas als unermüdlicher Organisator für den Verein. Und Karl Dederichs gratuliert mit einem Lieder-text den Jubilaren auf seine Weise:
-wenn de „Insulaner" rofe
Zo däm Kölsche Fasteleer,
Gon meer hück nit fröher schlofe
Maachen düchtig uns Pläseer.
Hück dun meer uns ameseere
Rääch no aller Aat meer feere,
Ha' meer dat dann got gedon -
Heimwärts all meer schlofe gon!
 
1955/56
„Spaß an der Freud" war das Motto des Rosenmontagszuges 1956.
Die Insulaner trugen in ihrem Beitrag „Die Schlacht von Worringen" aus — sicher mit mehr Spaß als unsere denkwürdigen Vorfahren 1288.
Die „Schlacht von Worringen" war dabei das Schlachten eines fetten Schweines bei den Kölner Bauern. Natürlich gab es auch die Herrentour der Gesellschaft — zur Ahr und in die Eifel. Ansonsten bringt das Jahr 1956 wichtige Entscheidungen für Köln: nach der Wiedereröffnung des Gürzenich im Jahr zuvor kann nun das Allianzgebäude als provisorisches Rathaus verlassen und das wiederaufgebaute (Historische) Rathaus bezogen werden. Bei der Kommunalwahl gewinnt mit Theo Burauen die SPD die Oberbürgermeisterwahl.

 
-1957-
Die Bundesgartenschau, die Konrad Adenauer als Bundeskanzler am 26. 4. eröffnet, wirft einen langen, lustigen Schatten zurück. „Laßt Blumen sprechen" war das Motto des Rosenmontagszuges, mit Willy Herold als viel umjubelten „Blumenprinz". „Maßliebchen" war das Motto der „Insulaner-Gruppe, aber außer am Bagagewagen waren es weniger die Blumen als die großen bayrischen Maß-Krüge, die es den zu Bayern verkleideten Inselbewohnern angetan hatten.

 
-1958-
Und wieder war ein Jubiläum zu feiern: Nach einjährigen Geburtswehen war 1948 eine Tanzgruppe gegründet worden. Das von Jupp Bichler vorgeschlagene Schalksnarren-Kostüm machte die Gruppe unverwechselbar, wurde bald zum Markenzeichen der Gesellschaft überhaupt. Ihre Ausbildung in einem Tanzstudio - heute selbstverständlich für solche Gruppen - brachte sowohl nach Musikauswahl wie Choreographie etwas Neues auf die Bühne und führte zum umjubelten Erfolg in den Sälen Kölns wie der weiteren Umgebung.
Solotänzer waren Hella Richartz und Paul Bertrand, danach Aga Streit und Paul Müller sowie Erika Schneider bzw. Christa Heyse, Jakob Müller und WilIma Nüsser.
Dölfes Esser gratuliert zum 10jährigen Bühnenjubiläum: .....wünschen der Vorstand, der kleine Rat und alle Insulaner von Herzen Glück verbunden mit dem Wunsch auf ein glückhaftes vivat — floreat — crescat für viele weitere Jahre".
Für seine Mitgliedschaft seit 1933 wurde Addy Meyer in diesem Jahr geehrt. von der Kasse bis zur Organisation der Feste und Bälle reichten Addy Meyers Zuständigkeiten.
Das Motto des Rosenmontagszuges hieß „Mir jöcken öm de Welt" — ein Motto, das dem Zeitgeist entsprach. Seit Mai 1957 gab es eine Flugverbindung KöIn—New York, der Flughafen Wahn wurde nun zum Zivilflughafen ausgebaut und im September 1957 war die Halle des Hauptbahnhofs fertiggestellt: Die Zeichen der Zeit standen auf Mobilität. Allerdings nicht für die „Insulaner". Vom Namen her für exotische Weltreisen prädestiniert, reichte es für die Gruppe im Rosenmontagszug nur bis zur „Föhlinger Sehfahrt". Trotz der Seebären (oder Seh-Bären) -Uniformen und der Nixen und Neptune blieben die „Insulaner" mit ihrem Kahn sehr bodenständig.
 
-1959-
Viele Höhepunkte brachte das Jahr 1959 für die Stadt. Der Rat beschließt den Bau eines neuen Schauspielhauses, die Synagoge an der Roonstr. wird eingeweiht -ebenfalls eine neue Brücke, die Severinsbrücke. Und Martin Lauer läuft in Zürich einen neuen Weltrekord über 110 m Hürden. Der Rosenmontagszug widmet sich dem deutschen Schlager und dem Karnevalslied. Das Motto heißt „Schlagerparodie 1959". Die Insulaner bringen zur Parodie die Parodie aufs „Wohlleben" der Kölner mit dem Festbraten vom Nachbars Dach: „Die Wienands han ne Has em Pott" (!). (Bei Ostermann: „De Wienanz han &#x2018nen Has&#x2018 em Pott".) Daß gestohlen Gut nicht immer Freude macht, zeigt die Gruppe der Insulaner; die Katze (der Hase) hälts im Pott nicht aus und will sich immer wieder dem Schicksal als Festbraten entziehen. Die „Insulaner" laufen kostümiert als Katzen und als „feine Gesellschaft", die Wienands, im Zug.